Rückreise und Fazit

Nach einem Mittagessen gemeinsam mit Noureddine, seinem Freund Lahti und Achmed konnte ich noch eine Zeit im Riad verbringen, bis ich mit dem Fahrrad zum Flughafen gefahren bin.Die Rückreise war ein wenig anstrengend. Der Flug startete in Marrakesch um kurz vor zwei Uhr nachts Ortszeit, eine sehr unchristliche Zeit.Zuvor musste noch der Luftdruck der Reifen reduziert, das Fahrrad demontiert und in einer extra im marrokanischen ‚Baumarkt‘ erworbenen Plane eingepackt werden.Die Landung in Köln war pünktlich. Dort lief das bereits bekannte Procedere wieder rückwärts ab – auspacken, montieren und die leichten Schäden (Spiegel defekt) beheben. Den Druck in den Reifen wollte ich später anpassen, schließlich wollte ich mit der Bahn nach Heinsberg.Also auf zum Flughafen-Bahnhof, ein Ticket gekauft, um dann festzustellen, dass gar keine Bahn Richtung Rheydt fuhr. Dann eben bis zum Hauptbahnhof Köln.Dort angekommen ließ ich mich beraten. Eine Verbindung nach Rheydt sollte es werden, und von dort weiter bis Lindern, um von dort endgültig Richtung Heinsberg zu kommen. Doch es kam anders.Erst mal mit dem Fahrrad über die Rolltreppe zum Bahnsteig. Aufgrund des ungünstigen Schwerpunkts gab es jedoch dort eine Rolle rückwärts, bei der ich mich glücklicherweise nicht verletzte.Nach dem Schreck lief die Sache bis Rheydt aber wieder rund. Dort allerdings wurde verkündet, dass der anvisierte Zug Richtung Aachen ausfiel, eine Weiterfahrt nicht möglich sei. Also habe ich den nächstmöglichen Zug bestiegen, der mich bis Arsbeck führen sollte.Kurz vor der Ankunft in Arsbeck musste der Luftdruck wieder angepasst werden, schließlich hieß es noch rund zwanzig Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen. Denn es sollte noch pünktlich zu einer Geburtstagsfeier gehen.Also Luftpumpe angesetzt, um die Aufgabe zu erledigen. Beim Abziehen der Pumpe riss jedoch das Ventil aus dem Schlauch.Es hieß also, aussteigen, und vor der Weiterfahrt (zum inzwischen vierten Mal) den Schlauch zu ersetzen. Die Tour endete also, wie das scheinbare Motto der gesamten Tour….. mit einer Reifenpanne.Trotzdem kann als Fazit festgehalten werden:Es war sehr spannend!Es war sehr anstrengend!Es war sehr erlebnisreich!Und es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt!Nun beginnt die Arbeit für das eigentliche Projekt, dem Pflanzen von Bäumen durch junge Menschen. Davon wird in Kürze noch zu hören sein!

Riad Albatoul

Das Riad Albatoul, in das mich Noureddine eingeladen hat, entstand in der Zeit zwischen 2016 und 2018.

Schon lange waren, Noureddine und seine Frau Birgit auf der Suche nach einem geeigneten Objekt in der Medina von Marrakesch, bis man 2015 fündig wurde.

2016 begannen dann die Bauarbeiten, die Eröffnung wurde im Oktober 2018 gefeiert. Aus einem unscheinbaren Haus im Hinterhof, wurde ein echtes Juwel, mit einer fantastischen Architektur und einer äußerst geschmackvollen Inneneinrichtung.

Das Riad Albatoul kann ich jedem für einen Marrakesch-Aufenthalt uneingeschränkt und wärmstens empfehlen. Hier kann man das geschäftige Treiben in der Medina in vollen Zügen genießen und findet anschließend eine wahre Oase der Ruhe.

Geführt wird das Riad von Achmed, dem sympathischen und äußerst engagierten wie hilfsbereiten Hotel-Manager.

Weitere Informationen sind unter folgender Website zu finden:

http://www.riad-albatoul.com

Die Tiere von Marrakesch

Ja, es waren auch wieder Störche dabei. Mein erster Eindruck war jedoch, dass Kenitra bei den Störchen deutlich beliebter ist als Marrakesch. Deshalb bin ich einer Empfehlung von TripAdvisor gefolgt, und zum El Badi Palast gegangen, in der Hoffnung, dort Störche zu finden.Leider war die Ausbeute mager, so dass mein erster Eindruck wohl stimmen dürfte. Aber auch von anderen Tieren gibt es zu berichten. Es gibt Arbeitspferde, die ein aus meiner Sicht tristes Dasein führen. Sie werden gerne mal in der prallen Sonne ‚geparkt‘ und stehen dann mit hängender Zunge und aus dem Maul tropfend in einem erbarmungswürdigen Zustand am Wegesrand.Und es gibt Paradepferde, die wohlgenährt und herausgeputzt für Kutschrundfahrten mit den Touristen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es Esel, Esel und nochmals Esel. Sie sind, so scheint es, die Allzweckwaffe für den Transport von Waren aller Art in der Medina – und nicht nur dort. Natürlich gibt es auch weitere gefiederte Freunde. Die haben jedoch im Gegensatz zu Störchen ein vorhersehbares Schicksal. Hühner werden gerne und häufig kopfüber auf Karren ihrer Bestimmung zugeführt. Oder stehen gleich vor Ort in unterschiedlichster Form in einer pittoresken Umgebung für den Verbraucher zur Verfügung.Dann wären da noch (scheinbar giftige) Schlangen, die von einem Schlangenbeschwörer animiert, den Touristen eine gewisse gruselige Exotik vermitteln sollen. Auch zuständig für die Exotik sind sicherlich Affen, die an einem Halsband gefesselt, gerne zur Schau gestellt werden.

Orient trifft Okzident

Das war schon irgendwie ein seltsames Gefühl, ohne Fahrrad unterwegs zu sein….und ohne irgendein Tagesziel.

Nachdem ich Noureddine beim Frühstück endlich persönlich kennen lernen durfte, machte ich mich auf, die Stadt zu erkunden. Zuvor hatte ich noch einen netten Austausch mit Janni und Tina aus Stuttgart, die ebenfalls das Riad Albatoul für ihren Marrakesch-Aufenthalt gewählt haben.

Der erste Weg führte mich erneut zum Djemaa el-Fna, auf dem mir gestern schon Hanna und Yecin (siehe Foto) aus Hagen begegnet sind. Heute kamen noch Sirin und Yasemin aus Emden hinzu.

Mit allen habe ich mich lebhaft über verschiedene Dinge unterhalten, vorzugsweise jedoch über das Projekt und die Tatsache, dass auf der Welt mehr für den Schutz der Umwelt getan werden müsste.Im weiteren Verlauf bin ich zum Musée Yves Saint Laurent. Das Museum habe ich jedoch nicht besucht. Vielmehr standen erneut die Kontraste im Vordergrund.Wie auf einer Prozession pilgern hier westlich gekleidete Menschen, um zu sehen, wie ein Idol unserer Zeit gelebt und gearbeitet hat. Vielfach werden auch dunkle Limousine als Transportmittel genutzt.Keine fünfhundert Meter weiter pilgern andere Menschen in die Medina, um Produkte zu handeln. Dabei werden ganz andere Transportmittel genutzt.Auf dem Weg zurück in die Medina habe ich dann bei einem kurzen Stopp in einem Cafe Anna aus Hamburg getroffen, mit der ich ein sehr angenehmes Gespräch hatte. Anna lebt aktuell in Cambridge und liebt es, die Welt mit dem Fahrrad zu erkunden. In Marokko wird sie ab Sonntag auf einer geführten Tour mit dem Fahrrad durch das Atlas-Gebirge fahren. Und natürlich war auch dieses Mal der anstehende Brexit ein Thema.

Im Anschluss habe ich nochmals die Medina besucht. Impressionen von dem Besuch der Medina an einem Feiertag (das ist in Marokko der Freitag), sind ohne weiteren Kommentar beigefügt.

Und nochmals bei Nacht! Über der ganzen Szenerie liegt der Ruf des Muhezin, den ich leider in diesem Blog mit Worten nicht vermitteln kann.

Marrakesch bei Nacht

Nachdem mich Achmed, der Manager des Riad begrüßt hatte, führte mich ein erster Rundgang zum wohl bekanntesten Marktplatz in Marrakesch, dem Platz der Gehenkten, dem Djemaa el-Fna.

Schon der Weg zum Marktplatz, der durch die engen Gassen der Medina führt, ging bereits mit einer Fülle von Farben, Gerüchen und Menschen unterschiedlichster Herkunft einher. Doch was mich anschließend auf dem Marktplatz erwartete, übertraf dieses Erlebnis bei Weitem.

Der Platz, den ich so groß nicht erwartet hätte, war übervoll mit Menschen. Der Djemaa el-Fna war ein überbordendes Meer an Eindrücken.

Musiker, Gaukler und Tänzer. Händler unterschiedlichster Produkte, die ihre Waren lautstark und wortgewaltig anboten. Und das alles gekoppelt mit einer solchen Fülle an Farben, Geräuschen und Gerüchen, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.

Das alles in Bildern festzuhalten, ist schier unmöglich…. versucht habe ich es trotzdem.

Durch die Wüste nach Marrakesch

Aufgrund der Planänderung gestern und dem dazu notwendigen Umweg über Casablanca, musste auch die heutige Tagesetappe etwas angepasst werden.

Die Strecke von Casablanca nach Marrakesch beträgt mehr als 230 Kilometer. Zwischen den beiden Städten sind Unterkünfte jedoch Mangelware. Aus diesem Grund hatte ich beschlossen, für das eigentlich für gestern geplante Etappenziel, Settat, den Bus zu nehmen, um von dort meine Fahrradtour mit den restlichen 170 Kilometern wieder aufzunehmen.

War die Fahrt durch den morgendlichen Berufsverkehr schon ein Abenteuer, so stellte sich die Organisation der Busfahrt als weitere Herausforderung dar.

Das Hauptkommunikationsmittel im Straßenverkehr ist die Hupe, die zu verschiedenen Zwecken, gerne aber auch einfach mal so eingesetzt wird.

Auf dem Busbahnhof herrschte ein wildes Stimmengewirr, laut, und in einer Sprache, die dem europäischen Ohr vollkommen fremd ist. Und sollte man jemanden finden, der französisch spricht, dann war auch das teilweise so unverständlich, dass man den Sinn erraten muss.

Auch die Busfahrt an sich war ein Erlebnis. Auf der Fahrt stadtauswärts wurde noch fleißig ein- und ausgestiegen, ohne dass der Bus anhielt. Dabei wurde stets laut geredet und wild gestikuliert. Im Bus lieferten sich derweil fliegende Händler und Wanderprediger einen fröhlichen Wettstreit, wobei alle den Bus bei langsamer Fahrt auch wieder verließen.

Settat an sich ist eine eher schmucklose Stadt mit etwas mehr als einhunderttausend Einwohnern, verfügt aber über eine Universität.

Die Fahrt aus Settat heraus, führte wieder über eine der Nationalstraßen, diesmal die RN9. Der Weg schlängelt sich durch eine ebenfalls schmucklose, stark landwirtschaftlich geprägte Region und steigt alsbald weiter an.

Die Gegend erinnerte später auch hinsichtlich der Höhenlage stark an die La Mancha in Spanien. Auch hier beherrschten unendliche Weiten das Erscheinungsbild. Ebenso war die Vegetation wenig abwechslungsreich und bot dem Auge nahezu keine Anhaltspunkte. Orte gab es in diesem Streckenabschnitt wenig. Nur die ab und an am Wegesrand auftauchenden Menschen verrieten mir, dass ich mich in Marokko befand.

War das Hochplateau noch extrem karg, änderte sich das Erscheinungsbild vor dem Ort Machraa Ben Abbu kurz, aber dramatisch. Kaum war das Tal des Oum er Rbia erreicht, war die Vegetation plötzlich wieder üppig und satt grün.

Im Anschluss stieg das Gelände wieder leicht an und es stellte sich recht schnell wieder das gleiche Lanschaftsbild wie zuvor ein. Allerdings gab es einen gravierenden und sehr angenehmen Unterschied zur besagten spanischen Region, der La Mancha.

Dieses ständige Auf und Ab fehlte. Das, und der heute während der gesamten Strecke leicht wolkenverhangene Himmel, kamen mir bei dieser Etappe entgegen.

Ben Guerir, ca. siebzig Kilometer vor Marrakesch, ist ein recht trostloser Ort mitten in der Wüste. Orte wie diese stellen zwar bei einer solchen Tour eine willkommene Abwechslung dar, lohnen aber ansonsten einen Besuch nicht.

Kurz hinter Ben Guerir sind im Dunst vor dem Horizont die ersten hohen Berge auszumachen.

Kurz vor Marrakesch lockerte dann auch die Bewölkung etwas auf. Und es wurde wieder grün. Ausgedehnte Plantagen bestimmten hier und da die Landschaft, um kurz danach wieder dem wüstengleichen Gelände zu weichen. Leider stieg nun auch das Gelände etwas an, was die letzten Kilometern zu einer schweißtreibenden Angelegenheit machte.

Marrakesch machte auf den ersten Blick einen aufgeräumten, sehr repräsentativen Eindruck. Das erste große Gebäude, was ins Auge fiel, war das ‚Musee Mohammed VI pour la civilation de l’eau auf Maroc‘, das den Besucher sehr repräsentativ begrüßt.

Etwas weiter führte die Strecke durch die Palmengärten, die jedoch schon bessere Zeiten gesehen haben dürften.

Auf dem weiteren Weg zur Innenstadt, konnte ich noch ein paar Impressionen sammeln.

Marrakesch ist deutlich angenehmer, als zuvor Casablanca. Zwar ist auch hier das Ausdrucksmittel im Straßenverkehr hauptsächlich die Hupe. Dennoch würde ich die Atmosphäre durchaus als entspannt bezeichnen.

Mein Quartier in Marrakesch ist das fantastische Riad Albatoul, in das mich Noureddine Belhaouari eingeladen hat, als er von meinem Projekt erfahren hat.

Danke Noureddine!


Zu Marrakesch wird es noch weitere Blogbeiträge geben, in denen auch vom ersten Abend in der Medina berichtet wird.

Von Rabat nach Casablanca

In Settat, das eigentlich mein nächstes Etappenziel sein sollte, war partout keine Unterkunft zu finden. Aus diesem Grund musste ich beim Frühstück meinen Plan ändern. Casablanca sollte es nun werden.

Da die Strecke bis Casablanca kürzer war, hatte ich noch Zeit, mich ein wenig in Rabat umzusehen, bevor es Richtung Casablanca ging.

Gestern Abend hatte ich ja schon die Gelegenheit, die Medina von Rabat ausgiebig zu erkunden. Bei Tag ist sowohl die Altstadt, wie auch die übrige Stadt verhältnismäßig ruhig. Zwar ist der Straßenverkehr aus meiner Sicht gewöhnungsbedürftig, doch verglichen mit dem, was mich noch erwarten sollte, eher harmlos.

Auf jeden Fall konnte ich einige Impressionen von der marokkanischen Hauptstadt einfangen.

Insgesamt bietet Rabat dem Besucher einige Sehenswürdigkeiten, die ich allerdings aufgrund der knappen Zeit nicht alle besuchen konnte. Die Stadt steht bei Marokko-Touristen zwar nicht an erster Stelle, ist aber insbesondere wegen der sehenswerten Medina durchaus zu empfehlen.

Auf dem Weg stadtauswärts habe ich noch einen Friedhof passiert, durch dessen seitlichen Zugang man einen schönen Blick auf den Leuchtturm hatte.

Bei den Fotos fiel mir auf, dass teilweise ein leichter Grauschleier zu sehen war. Zuerst hatte ich die Kamera in Verdacht. Aber die Luft über Rabat war tatsächlich etwas ‚dunstig‘. Ursache ist wohl eine Mischung aus Abgasen und dem Dunst, der durch die starke Brandung des Atlantiks landeinwärts geweht wird. Die dazugehörigen imposanten Wellen konnte ich in einem Foto beispielhaft einfangen.

Die heutige Etappe führte mich,wie die gestrige auch, immer der Küstenlinie entlang. Aber etwas war heute anders.

Auf den gesamten knapp einhundert Kilometern der Strecke bis Casablanca lag wenig bis gar kein Müll. Die Straßenränder waren überwiegend gepflegt. Offenbar wird die Verbindung zwischen beiden Städten als Prestigeobjekt angesehen. Das mag auch daran liegen, dass sich ungefähr auf halber Strecke der Landsitz des Königs befindet.

Leider konnte ich nur die Zufahrt von der Seite fotografieren. Ein Bild vom Wachpersonal mit wirklich fantastischen Uniformen wurde mir verwehrt. Trotzdem habe ich dem vermeintlichen Chef einen cycling-4-nature-Aufkleber überreicht mit der Bitte, ihn an den König weiter zu reichen. Mal sehen, ob der König dazu einen Kommentar auf der Website hinterlässt.

Im weiteren Verlauf tauchen immer mehr, bereits fertig gestellte oder im Bau befindliche Ressorts auf. Der Kontrast zu den ‚wenigen einfachen‘ Unterkünften war wieder bemerkenswert.

Und auch Störche sowie Wasservögel fehlten heute natürlich nicht.

Recht bald danach kam die Stadtgrenze von Casablanca. Und damit bracht das Chaos aus.

Wer den Nervenkitzel sucht, dem empfehle ich eine Fahrt mit dem Fahrrad durch die Innenstadt von Casablanca. Fotos gibt es dazu nicht, das war mir schlicht zu riskant.

Gelernt habe ich bei diesem irrsinnigen Ritt durch diese Hölle, dass es hier eine wichtige Verkehrsregel gibt – es gibt keine!

Trotzdem habe ich es überlebt und habe in der Nähe des Place Maréchal Quartier bezogen. Bei einem kleinen Streifzug konnte ich noch ein paar besondere Eindrücke einfangen. Man achte auf die Busse, die in Schieflage, mit klapprigen Blechen und offener Motorhaube, dafür aber nur spärlich, oder gar nicht beleuchtet durch die Nacht fahren.

Nach meiner ersten Einschätzung ist Casablanca ein Moloch. Geführte Touren, bei denen man zu den Sehenswürdigkeiten gebracht wird, mögen noch Freude bereiten. Von Exkursionen auf eigene Faust, rate ich ab!

Die Störche von Kenitra

Kommen wir zum Untertitel dieser Fahrradtour: Störche.

Heute konnte ich nicht nur eine Fülle von Storchennestern sehen und auch fotografieren. Auch eine große Zahl leibhaftiger Störche war zu sehen. Das alles vor und in Kenitra.

Dabei scheinen Störche recht seltsame Wesen zu sein. Denn das Umfeld, in dem die Störche in Kenitra leben, hätte ich nicht unbedingt als ideal angesehen. Denn die Bilder stammen von der RN1, die mitten durch Kenitra führt.

Die Aufklärung könnte ein Feuchtgebiet bringen, das von einem Fluss gespeist wird, der sich vor und durch Kenitra schlängelt. Dort konnte ich auch gleich mehrere Störche fliegen und am Ufer sehen.

Aber auch hier sei erwähnt, dass sich in unmittelbarer Nähe eine Müllkippe befindet, die ich jedoch absichtlich nicht abgelichtet habe, um die Idylle nicht zu zerstören.

Die Küstenstraße nach Rabat

Hatte ich gestern schon von Gegensätzen berichtet, so wurde dieser Eindruck heute bei Weitem getoppt.Da ich heute Rabat erreichen wollte und das Hotel nicht wirklich zum Verweilen einlud, bin ich früh gestartet. Der Weg führte mich zunächst ein Stück auf der RN27 stadtauswärts.

Nach der Auffahrt zur Autobahn entschloss ich mich, wie geplant die Küstenstraße Richtung Kenitra und Rabat zu nehmen. Recht schnell befand ich mich in einer stark landwirtschaftlich genutzten Region, die ich anschließend nahezu einhundertzwanzig Kilometer nicht verlassen sollte.

Und nun begannen die bereits erwähnten Gegensätze. War Larache noch urban geprägt, änderte sich das Erscheinungsbild gravierend. Denn mit der überwiegend maschinell betriebenen Landwirtschaft, wie sie wohl die Meisten kennen, hatte das, was ich auf den kommenden einhundertzwanzig Kilometern erleben durfte, wenig zu tun.

Landwirtschaft ist in dieser Region offenbar immer noch überwiegend Handarbeit.Der lokale Transport von Handwerkzeugen und auch den Erzeugnissen findet mit Pferd- oder Eselskarren statt. Nicht selten wird auch das jeweilige Tier direkt beladen. Auch nicht selten sind Lasten-Motorräder, dreirädrige Gefährte, die zumeist hoch beladen sind.Häufig waren auch ‚geparkte‘ Pferde oder Esel beidseits der Strecke zu beobachten.Wobei man sich um verendete Tiere nicht immer zu kümmern scheint. Mache werden dann halt der Natur (den Vögeln) überlassen.In den kleinen Ortschaften am Wegesrand waren immer wieder kleine Werkstätten zu sehen, in denen abenteuerliche Reparaturen oder Steinmetzarbeiten zumeist unter freiem Himmel durchgeführt wurden.Teilweise wachsen Pflanzen (vielfach Bananen) auch in Folien-Gewächshäusern oder direkt unter Folien heran. In diesem Zusammenhang konnte ich häufig zum Teil stark beschädigte Kunststoff-Folien beobachten, die dann zu Abfall werden.A propos Abfall. Leider gehörte auch das zum Bild, das ich von der heutigen Etappe mitnehme. Müll!

Nicht nur durch die angesprochenen Folien, Müll am Wegesrand war auf der gesamten Tageseappe omnipräsent.Nach meinem Dafürhalten sind größte Anstrengungen notwendig, dieses Problem weltweit in den Griff zu bekommen.Noch mehr Gegensätze? Auch das fand ich bemerkenswert. An einem Punkt der heutigen Strecke war links das Gymnasium und direkt gegenüber ein Holzhändler.Weitere Beispiele waren ein schwunghafter Handel mitten auf einer Kreuzung oder Wohnzelte von Straßenarbeitern direkt neben der Kreuzung.Richtig deutlich habe ich diese Gegensätze jedoch empfunden, als ich zum Ende der einhundertsechzig Kilometer der heutigen Etappe in das Stadtgebiet von Rabat gefahren bin.

Dort standen plötzlich architektonisch ansprechende Gebäude und es fuhr eine hypermoderne Straßenbahn.Und auf dem Weg zu meiner Unterkunft, mitten in der Medina, schlug mir eine überbordende Fülle an Waren entgegen.Auch das Dar Yanis, in dem ich heute übernachte, vervollständigt meinen Eindruck.In Zukunft werde ich für meinen Teil jedenfalls etwas nachdenklich sein, wenn im Supermarkt auf der Verpackung als Erzeugerland ‚Marokko‘ steht.

Tanger

Welch ein Kontrast!

Der erste Weg von der Fähre, auf der ich mich übrigens mit einer netten Schweizer Familie unterhalten habe, führte mich direkt in die Altstadt von Tanger, die unmittelbar an das Hafengebiet grenzt.

Schon beim ersten Eintauchen in die Altstadt stellt man fest: Marokko ist anders … sehr anders.

Aber es ist auch gegensätzlich, wie, so ist mein erster Eindruck, ganz Marokko.

Es ist: alt und jung – arm und reich – laut und leise – schmutzig und sauber – traditionell und modern – hektisch und ruhig – orientalisch und europäisch ….. und eben voller Gegensätze!

Nun aber der Reihe nach:

Die Altstadt nimmt nur einen sehr geringen Teil des gesamten Stadtgebiets ein. Dort ist das Erscheinungsbild eher traditionell, während die Stadt immer moderner wirkt, je weiter man sich vom Zentrum entfernt.

Sobald man die Altstadt hinter sich lässt, ändert sich das Bild. Die Menschen sind überwiegend westlich gekleidet, die Fahrzeuge vielfach neuwertig. Die Architektur ist modern, die Luft ist sauber und die Anlagen grün und gepflegt.

Dass die Anlagen sich in einem so gepflegten Zustand befinden, liegt sicherlich auch daran, dass es offenbar Menschen gibt, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Grünflächen mit einem Schlauch zu bewässern. Auf dem Weg aus der Stadt, habe mindestens einhundert gezählt.

Dazwischen gibt es immer wieder offensichtlich neue Gebäude, die aber im traditionellen Stil gebaut sind.

Offenbar ist der Stadtverwaltung von Tanger sehr daran gelegen, den Bürgern ein lebenswertes Umfeld zu bieten. Anders ist nicht zu erklären, weshalb sich die Region rund um die Sportanlagen kurz vor der Stadtgrenze, in einem so hervorragenden Zustand befindet.

Neben dem wirklich recht kleinen Altstadtbereich bietet Tanger wenig Sehenswertes. Einen Besuch würde ich daher nicht unbedingt empfehlen.