Tanger

Welch ein Kontrast!

Der erste Weg von der Fähre, auf der ich mich übrigens mit einer netten Schweizer Familie unterhalten habe, führte mich direkt in die Altstadt von Tanger, die unmittelbar an das Hafengebiet grenzt.

Schon beim ersten Eintauchen in die Altstadt stellt man fest: Marokko ist anders … sehr anders.

Aber es ist auch gegensätzlich, wie, so ist mein erster Eindruck, ganz Marokko.

Es ist: alt und jung – arm und reich – laut und leise – schmutzig und sauber – traditionell und modern – hektisch und ruhig – orientalisch und europäisch ….. und eben voller Gegensätze!

Nun aber der Reihe nach:

Die Altstadt nimmt nur einen sehr geringen Teil des gesamten Stadtgebiets ein. Dort ist das Erscheinungsbild eher traditionell, während die Stadt immer moderner wirkt, je weiter man sich vom Zentrum entfernt.

Sobald man die Altstadt hinter sich lässt, ändert sich das Bild. Die Menschen sind überwiegend westlich gekleidet, die Fahrzeuge vielfach neuwertig. Die Architektur ist modern, die Luft ist sauber und die Anlagen grün und gepflegt.

Dass die Anlagen sich in einem so gepflegten Zustand befinden, liegt sicherlich auch daran, dass es offenbar Menschen gibt, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Grünflächen mit einem Schlauch zu bewässern. Auf dem Weg aus der Stadt, habe mindestens einhundert gezählt.

Dazwischen gibt es immer wieder offensichtlich neue Gebäude, die aber im traditionellen Stil gebaut sind.

Offenbar ist der Stadtverwaltung von Tanger sehr daran gelegen, den Bürgern ein lebenswertes Umfeld zu bieten. Anders ist nicht zu erklären, weshalb sich die Region rund um die Sportanlagen kurz vor der Stadtgrenze, in einem so hervorragenden Zustand befindet.

Neben dem wirklich recht kleinen Altstadtbereich bietet Tanger wenig Sehenswertes. Einen Besuch würde ich daher nicht unbedingt empfehlen.

Adiós España … goodbye Europe

Montagmorgen. Zeit Abschied von Europa zu nehmen und erste Eindrücke von Marokko zu sammeln.Nachdem sich der Ticket-Kauf gestern Abend noch etwas schwierig gestaltete, war es heute morgen dann doch ganz leicht. So konnte ich entspannt um neun Uhr die Fähre nach Tanger nehmen.In Tanger am Hafen angekommen, mussten zunächst die Zoll-Formalitäten erledigt werden. Natürlich hatte ich versäumt, den Reisepass noch an Bord abstempeln zu lassen, also musste ich noch einmal an Bord. Im Anschluss ging es jedoch direkt los, die Stadt erkunden. Dazu gibt es wieder einen eigenen Blogeintrag.

Danach ging es auf der RN1 Richtung Süden, gilt es doch, ein Ziel zu erreichen. Der Weg hinaus zog sich aber, denn die Stadt scheint immer weiter zu wachsen. So habe ich mehr als eine Stunde gebracht, um an den südlichen Stadtrand zu gelangen. Zuvor habe ich aber noch bei Decathlon zwei Ersatzschläuche gekauft. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber …. sicher ist sicher.

Nach verhältnismäß kurzer Strecke gelangte ich an die Küste. Allerdings war der erste Eindruck nicht vom gewohnten Bild eines schönen Strandes geprägt. Vielmehr standen unattraktive Wohnanlagen zur Linken und mit Gestrüpp bewachsene Dünen zur Rechten.

Das Bild änderte sich erst eine halbe Stunde weiter. Zuerst tauchten Kamele in der Szenerie auf und anschließend gaben die Dünen den Blick auf den Strand frei.Bald darauf verließ die Straße die Küstenlinie, es ging bergan. Im Hinterland konnte man an unzähligen Stellen Melonen, Kürbisse und Keramik kaufen. Dazu ein paar Impressionen.Auf diesem Teil der Strecke wurde ich auch von Marokkanern angehalten, die mich fragten, wohin ich fahre. Um mir anschließend zu sagen, dass auch sie gerne Radfernreisen unternehmen – allerdings nur in Marokko.Auffallend sind aber tatsächlich die Gegensätze. Während man durchaus als westlich geltenden Regionen durchquert, führt der Weg auch vorbei an Wohngegenden, die mir in Europa so nicht in Erinnerung sind.Nachdem mich die Straße in Küstennähe führte, zeigten sich zuerst Salinen und im weiteren Verlauf große, von Wasser durchzogene Brachflächen, die offenbar aktuell Heimat für viele Vögel sind. Auch Störche konnte ich sehen. Allerdings war die Kamera nicht schnell genug einsatzbereit.Auf dem Weg zum heutigen Etappenziel, Larache, sind mir noch einige skurrile Dinge aufgefallen, die ich sicherlich noch häufiger sehen werde. Tiere am Wegesrand oder übervoll beladene Lkw.Auf der heute zurückgelegten Strecke sind mir viele hochwertige Fahrzeuge aufgefallen. Aber auch Fahrzeuge, die in Deutschland als Oldtimer gelten, werden hier durchaus noch als Taxi eingesetzt.Mein Etappenziel, Larache, ist nach meiner ersten Einschätzung sehr marrokanisch. Auch hier wieder bemerkenswerte Gegensätze. Während die kleinen Gassen orientalisch und fremd wirken, kann das sonstige Treiben als westlich bezeichnet werden.

Die Straße von Gibraltar

Auf der bisherigen Reise habe ich viele Straßen gesehen. Die meisten konnten mit dem Fahrrad befahren werden. Die Straße von Gibraltar sicher nicht!

Aber über den Weg dahin gibt es viel zu erzählen.

Angefangen hat der Tag, wie der gestrige geendet ist. Nein, nicht mit Baumwolle. Aber die kommt später.

Mit endlosen Weiten, diesmal jedoch garniert mit ein paar Besonderheiten. Das wären Hinweise auf Flamingos, Alleen aus Palmen und eine skulpturhafte Sonnenenergie sowie echte Skulpturen, beides in reizvoller Umgebung.

Hinzu kam heute aber etwas, was ich nicht erwartet hätte, schon gar nicht in Südspanien….. Nebel. Und zwar so stark, dass ich das Licht einschalten musste, um nicht übersehen zu werden. Zu allem Überfluss kam extremer Gegenwind dazu, vermutlich ausgelöst durch die tief hängenden Wolken, die den Wind offenbar wie in einem Windkanal bündelten.

Aufgrund der geringen Sicht und des starken Gegenwinds, sah ich schon mein Ziel, Tarifa zu erreichen, in Gefahr. Glücklicherweise dauerte der ganz Spuk nur eine Stunde. Danach lockerte die Bewölkung auf und ich kam weiter voran.

In dem kleinen Örtchen Estella del Marqués war gerade Markttag, und so legte ich die erste Pause des Tages ein.

Kaum hingesetzt, kam ich mit einem spanischen Paar ins Gespräch. Vorbei die Frau glücklicherweise französisch sprach, was die Kommunikation doch deutlich erleichterte. Denn mein spanisch ist äußerst rudimentär. Und spätestens bei meinem zweiten Satz, blicke ich zumeist in fragende Gesichter (sollte daran arbeiten).

Zum Abschluss der netten Unterhaltung erhielten die beiden freundlichen Spanier noch den inzwischen begehrten cycling-4-nature-Aufkleber.

Nur etwas weiter hatte ich die Gelegenheit, die Baumwoll-Erntemaschinen ganz nah zu sehen. Und auch Miguel, der nun ebenfalls stolzer Besitzer eines cycling-4-nature-Aufklebers ist.

Die Landschaft änderte sich. Aus Weiden bis zum Horizont wurden Alleen aus Eukalyptus-Bäumen und wenig später Eichenwälder mit Stauseen.

Dabei waren die Temperaturen für Anfang Oktober ungewohnt hoch. Einunddreißig Grad im Schatten, sagte der Wetterbericht. Aber im folgenden Bild kann man alles sehen……nur keinen Schatten.

Aber je näher ich dem Atlantik kam, um so gebirgiger wurde es …. und dabei üppig grün. Und hin und wieder gab’s sogar einen Schatten. Auch der ‚running Gag‘, das Storchennest, war wieder dabei.

Es lief gut…..eigentlich zu gut. Und dann kam, was kommen musste. Wieder eine Reifenpanne. Und wieder das Hinterrad.

Dann wieder das bekannte Spiel. Hinterrad ausbauen, und den (eigentlich frischen) Schlauch wechseln. Und nun kommt das Witzige.

Auf der gesamten Strecke durch Spanien habe ich außer Brian keinen Fahrrad-Touristen getroffen. Ausgerechnet jetzt kommt Mathias aus Bonn vorbei, der mir bei der Montage des Hinterrades behilflich ist. Matthias ist seit fünf Wochen mit dem Fahrrad (und vierzig Kilo Gepäck!) unterwegs. Danke nochmal für Deine Hilfe, Mathias!

Nach dieser unliebsamen, aber dann doch versöhnlichen Unterbrechung ging es dann doch nach insgesamt 160 Tageskilometern recht schnell nach Tarifa.

Dort kam ich in der Nähe des Hafens im Hostal Gravina unter, das ich jedem empfehlen würde. Vom Hafen in Tarifa werde ich morgen hoffentlich nach Marokko übersetzen, auf das ich schon sehr gespannt bin.Tarifa an sich, wird zwar in den üblichen Reisehinweisen nicht sonderlich empfohlen, wirkte aber auf mich angenehm touristisch und ist sicherlich einen Besuch wert.

Gerade in den Abendstunden herrscht innerhalb der alten Stadtmauern eine heitere und wohltuende Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt.