Ciudad Real y Puertollano
Meine heutige Etappe führte mich von Villacañas über Madridejos, Ciudad Real, Puertollano bis nach Brazatortas.
Das im Zentrum der Iberischen Halbinsel gelegene große kastilische Hochland umfasst über 200.000 Quadratkilometer. Kein Wunder, dass man mit dem Fahrrad Tage braucht, um es zu durchqueren.
Aus diesem Grund spare ich mir an dieser Stelle die immergleichen Beschreibungen der Landschaft und Vegetation und füge einfach mehr oder weniger unkommentiert weitere aus meiner Sicht beeindruckende Bilder hinzu.Wobei das folgende Foto auch aus einer afrikanischen Savanne stammen könnte.
Aber ein (oder vielleicht doch besser zwei) Begleiter verfolgen mich nun schon seit Tagen.
Don Quijote und sein treuer Begleiter Sancho Pansa tauchen nicht nur immer wieder auf. Auch der Ort der Handlung wird mehr und mehr real.In Consuegra finden sich gleich elf historische Windmühlen und eine historische Burg gleich dazu. Kein Wunder, dass sich der kleine Ort obgleich dieser tollen Kulisse mit der Romanfigur schmückt.
Im weiteren Verlauf wird Ciudad Real erreicht. Erwähnenswert ist die Puerta de Toledo, ein Teil der arabischen Geschichte. Dieses Tor ist der einzige Rest, der noch vom Real Alcázar von Ciudad Real erhalten ist. Die Festung stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Darüber hinaus habe ich Ciudad Real attraktiver als Puertollano, insgesamt aber als nicht besonders sehenswert empfunden. Es gibt noch ein paar alte Bauwerke, ansonsten ist die Stadt ohne historische Struktur.
Weshalb ich die beiden Städte aber als Titel des heutigen Blogs gewählt habe, hat einen ganz anderen Grund.Auch hier konnte ich Spuren unserer gefiederten Freunde finden.
Doch diesmal konnte ich erstmals Bilder von fliegenden Störchen einfangen.
So beseelt, habe ich die heutige Etappe nach rund einhundertsechzig Kilometern abgeschlossen …. und in der Unterkunft gleich noch einen Vorgeschmack auf Marokko bekommen!
Auf den Spuren von Don Quijote
Nach dem Start in Brihuega wähle ich den Weg durch das Tal des direkt am Ort führenden Flüsschens Tajo, das diesen Landstrich aus Ödland und Ackerland durchzieht. Auch deshalb, weil eine Route am Fluss entlang, wenig Steigungen und damit eine Alternative zum ständigen Auf und Ab von gestern versprach.
Welch ein Kontrast. Nach der steppenartigen Vegetation gestern, heute üppiges Grün. Und die Strecke verlief tatsächlich wie erwartet weitgehend eben, so dass ich gut voran kam.
Allerdings war es frühmorgens kalt. So kalt, dass ich zwei Jacken anziehen musste und kurz davor stand, zusätzlich noch Handschuhe anzuziehen.
Die Strecke blieb zunächst sehr angenehm zu fahren. Das änderte sich erst, als ich nach immerhin rund siebzig Kilometern in Höhe der Ortschaft Carabaña das Flusstal verlassen musste.
Mit dem Aufstieg zur Ortschaft Valdaracete veränderte sich schlagartig auch die Vegetation.
Das üppige Grün musste einer kargen Landschaft weichen. Hinzu kam, dass der katastrophale Regen des vergangenen Monats noch erkennbar kleine Bäche zu breiten Flüssen anschwellen ließ.
Weiter oben dominierten Olivenhaine das Erscheinungsbild.
Nach dem Passieren dieses Bereichs begann die weite Hochebene, die man aus dem Roman des Autors Miguel de Cervantes kennt – die La Mancha.
Wenn man die Gegend mit dem Fahrrad durchquert, liegt angsichts der Einöde auf der Hand, weshalb der Autor seinen Romanhelden, Don Quijote, gegen Windmühlen kämpfen ließ….es muss reine Langeweile gewesen sein!
Wie dem auch sei, die ersten Windräder habe ich erst kurz vor Lillo gesehen. Gestern hingegen hätte Don Quijote seine wahre Freude gehabt.
Kurz vor dem Erreichen meines Tagesziels nach insgesamt 165 Kilometern passierte ich noch einen ausgedehnten Lagunenbereich (Laguna del Altillo Chico), einem Reservat für Wasservögel.
Und zum Schluss wartete noch ein Highlight….. wieder ein Indiz, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Amada y maldita Meseta
Das spanische Hochland, die Meseta, wird verflucht und geliebt. So ist es heute auch mir ergangen.
Der Anstieg auf die rund zwölfhundert Meter Höhe des Hochplateaus war schnell geschafft. Das Wetter war vielversprechend, auch der Wind stimmte.
Das erste Stück glich dem bereits gestern gesehenen. Doch im weiteren Verlauf beeindruckte die Landschaft mit einer berührend schönen, fast unwirklich wirkenden Weite.
Leider wirkt die Landschaft nur auf den ersten Blick flach. Sobald man jedoch mit dem Fahrrad unterwegs ist, zehren die kurzen bissigen Anstiege nach den moderaten Abfahrten doch stark an der Kondition.
Oben angekommen, wird man dann jedoch für die Strapazen mit tollen Ausblicken, und manchmal mit Arrangements alter Häuser oder besonderen Konstellationen, wie beispielsweise einer Armee aus Sonnenblumen belohnt.
An besonderen Stellen scheinen sogar Ritter die Szenerie zu bewachen.
Doch die Idylle täuscht. Ist man mit dem Fahrrad unterwegs, fällt auf, wie menschenleer die Region ist. Um so mehr, wenn man sich abseits der Hauptverbindungen bewegt.
So habe ich es verflucht, dass sich die erste Möglichkeit, Getränke zu kaufen, erst nach unendlich langen einhundert Kilometern!! ergab.
Nach einer kurzen Einkehr in Medinacelli habe ich mangels Alternativen die SO-P-4099 über Horna und Sigüenza gewählt. Diese Strecke ist wunderschön, so dass ich sie jedem, der gerade in der Gegend ist, ans Herz legen möchte.
In der untergehenden Sonne kann ich noch ein äsendes Reh auf einer Lichtung beobachten.
Mein heutiges Tagesziel ist Brihuega, das ich nach langen und anstrengenden einhundertsiebzig Kilometern ziemlich ermattet erreicht habe.